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"Der Lotus wächst im schlammigen Wasser, aber seine Blüte zeigt keine Spur davon;
genau so sollen wir in dieser Welt leben."  (B.K.S. Iyengar)


Asiatischer Lotus - eine Heilpflanze?

In Indien ist die Lotuspflanze in ihrer Wachtsums- und Lebensweise seit jeher ein Symbol und ein Vorbild für den spirituell strebenden Menschen. Die irdischen Geschehnisse sollten an uns so abperlen so wie das Wasser und der Schmutz an den Blättern des Lotus. "Der Lotus wächst im schlammigen Wasser, aber seine Blüte zeigt keine Spur davon; genau so sollen wir in dieser Welt leben",  rät der Yogalehrer B.K.S. Iyengar. Ähnlich sah Sathya Sai Baba die Lotuspflanze als Sinnbild für die menschliche Bewusstseinsausrichtung. Diese sei idealerweise in aller Reinheit immer weiter aufstrebend dem Licht zugewendet.

Im Sinne des Yoga ist es die Gedankenkonzentration des Menschen selbst, die so lichthaft und schöpferisch tätig werden kann, dass sie in Folge zum Loslassen bestimmter Gewohnheiten und krankmachender Aktivitäten führt. Der Mensch kann sich nicht nur passiv  hingeben wie eine Pflanze, vielmehr sollte jeder Mensch selbst zu einer wärme- und lichtspendenden Quelle für seine Umgebung werden.

Die Lotuspflanze kann eine Anschauung für eine zielstrebige und zur seelischen Aufrichtung führende Aktivität geben. Die asiatische, weißlich rosa  blühende Lotuspflanze (Nelumo nucifera) entstammt botanisch der Familie Nelumbonaceae, der nur noch eine zweite Art von Wasserpflanze (Nelumbo lutea), der gelblich blühende amerikanische Lotus, angehört. Früher zählte man die Lotuspflanze wissenschaftlich zu den Seerosengewächsen (Nymphaceae), was immer noch zu vielen Verwechslungen führt. Oft wird die Seerose fälschlicherweise als Lotus bezeichnet und findet entsprechende Abbildung.

Im Unterschied zur Seerose erheben sich die weißen oder rosafarbenen Blüten der Lotuspflanze fast einen Meter weit über die Wasseroberfläche und präsentieren sich in ungwöhnlich schöner und klarer Haltung. Sie öffnen sich weit unmittelbar zum Himmel.  Am Abend und bei schlechtem Wetter schleießn sich die Blüten sehr schnell. Die Stängel sind ungeknotet glatt und aufrecht. Die Samen der Lotuspflanze sind ungewöhnlich langlebig, können bis zu 2000 Jahre überdauern und trotzdem keimfähig bleiben. In Europa sind die Lotuspflanzen vorwiegend in Privatteichen oder in botanischen Gärten (z.B. in Bonn) im  August blühend zu finden.

Makellos sauber entrollen sich die Blätter aus dem Schlamm der Gewässer. Die Blätter können sich entweder am Wasserspiegel oder auch weit über dem Wasser erhoben entfalten. Die Atmungsorgane (Stomata) befinden sich nicht wie bei der überwiegenden Mehrheit der Pflanzen an der Blattunterseite, sondern an der Oberseite. Die Blätter sind von einer dicken, extrem wasser- und schmutzabweisenden Schicht von Wachskristallen überzogen. Dieses Phänomen der Selbstreinigung (Lotuseffekt) wurde wissenschaftlich untersucht und auf technische Oberflächen übertragen. Entsprechend behandelte Materialien (z.B. Wandfarben) können sich im Freiland selbst durch Regen reinigen.

In der Tradition Ägyptens spielte die Lotusblüte eine hervorragende Rolle und findet sich - allerdings in blauer Form - auf Grabmalereien oder auch als dekoratives Muster z.B. in der Lotussäule. Im Lexikon ägyptischer Symbole heißt es über die Lotusblüte: "die am Anfang stand ( und) die aus dem Licht hervorging", "das Sinnbild der aus der Nacht hervorbrechenden Sonne". Sie soll dem Wasser und dem Feuer, der chaotischen Finsternis und dem göttlichen Licht gleich nahe sein.  Die Lotuspflanze steht mit dem ägyptischen Sonnengott Re, der aus dem Urmeer auf einer Lotusblüte auftaucht, in Verbindung. Im Totenbuch erscheint Re als der "goldene Jüngling, der aus dem Lotus hervorkam." Im 81. Kapitel möchte der Tote in eine geheiligte Lotusblüte verwandelt werden, ein Ausdruck seiner Hoffnung auf Wiedergeburt.

In Indien ist die Lotuspflanze unter dem Namen "padma" bekannt. Die Yogahaltung "padmasana" oder "Lotussitz" ist nach ihr benannt. Im Hinduismus und Buddhismus gilt die Lotuspflanze bis heute als heilig, als Symbol für die höchste Erkenntnis und steht auch für Wiedergeburt, Reinheit und Vollkommenheit, klare Gewissheit. Viele Gottheiten, v.a. die weiblichen, werden in Verbindung mit der Lotusblüte dargestellt. Lakshmi, die Göttin des Reichtums, der Fülle, des Glücks und der Schönheit thront immer auf einer Lotusblüte. Auch Sarasvati, die Göttin der Weisheit, sitzt oder steht in allen Darstellungen auf einer Lotusblüte und verkörpert dabei Wissen, Musik, Poesie, Künste und Wissenschaften. Aber auch der Gott der Erhaltung Vishnu und der in Indien sehr beliebte elefantenköpfige Ganesha, der als Förderer des Neubeginns gilt, sind zusammen mit der Lotusblüte zu sehen.

Die Lotuspflanze hat in Indien nicht nur symbolische Bedeutung, sie findet gerne in Verehrungsriten Verwendung. Zudem dient sie auch zur Ernährung. Samen und kartoffelknollenartige Wurzelstock sind kohlenhydratreich und werden als Mehl verarbeitet, früher wurde daraus Brot zubereitet. Die Samen werden gesalzen und als Snacks gegessen, die Wurzeln auch als Kochgemüse verwendet. Die zarten Blütenblätter werden als Gemüse gegessen. Aus den Hüllblättern der Blüte werden in China gesundheitsfördernde Tees zubereitet. Homer beschreibt bei der Darstellung der Abenteuer des Odysseus einen rauschartigen Zustand, der nach dem Genus von Lotusblüten alle Sorgen und Vergangenheit für drei Tage vergessen ließ.

In den Schriften und Lehren des Yoga und der Anthroposophie gilt die Lotuspflanze mit ihren Blüten als Symbol für die Ausbildung der Chakren. Diese werden verschiedenen Punkten der menschlichen Wirbelsäule sowie des Hormon- und Nervensystems zugeordnet. Je nach Lage haben sie eine verschiedene Anzahl von Blütenblättern, so befindet sich z.B. über unserem Scheitel die tausendblütenblättrige Lotusbüte, an der Stirn die zweiblättrige, an der Kehle ist die Blüte sechzehnblättrig.  Das Herzchakra wird in einer zwölfblättrigen Lotusblüte symbolisiert. Auch die unteren drei Chakren, das Sonnengeflecht, das Bauch und Wurzelchakra werden entsprechenden Blüten niedrigerer Blütenblattzahl gekennzeichnet (acht, sechs, vier). Die vollständige Entfaltung der Lotusblütenblätter ist ein wichtiges Ziel bei spirituellen Übungen im Yoga und in der Anthroposophie.

Jedes einzelne Chakra hängt mit einem bestimmten Energie- und Seelenzustand zusammen. Mit dem entwickelten Anahata-(Herz-)chakra hängt z.B. eine Neugründung des Bewusstseins, das eine Mitte zwischen Himmel und Erde ausbalanciert und wärmende Qualität hat, zusammen. Das Ajna-(Stirn-)Chakra dient einer frei schaffende, lichtvollen Gedankenkraft. Wer die tausendblättrige Lotusblüte im saharara-(Scheitel-)chakra voll zur Entfaltung bringt, gewinnt unter Anderem eine Vorstellung über das transzendente Sein von Gedanken.

Aus diesen Beschreibungen lässt sich ableiten, dass die Lotuspflanze selbst entscheidenden Heilswert hat, der sich allerdings weniger in einer stofflichen Anwendung als Heilmittel für körperliche oder seelische Erkrankungen zeigt. Vielmehr werden von Lotuspflanze vielfältige Entwicklungsziele beschrieben, die auf feinstoffliche seelisch-geistige Ebenen hinweisen.

Folgende Beschreibung zum Lotus kann eine Brücke sein, um sich der Pflanze meditativ zu nähern und ihren tiefen inneren Wert zu erahnen:

"Der [rote] Lotus ist der Avatar (das in der Materie inkarnierte Göttliche). Der weiße Lotus ist das göttliche Bewusstsein. Allgemein ist der Lotus die Blume der göttlichen Weisheit" (Die Mutter, Gefährtin Sri Aurobindos: Die spirituelle Bedeutung der Blumen).

Bilder von Lotusblüten finden Sie hier.

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