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"Ich habe viel in der Krankheit gelernt, das ich nirgends in meinem Leben hätte lernen können." (Goethe)


Tanz- und Ausdruckstherapie (TAT)

Tanz- und Ausdruckstherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren und ist sowohl im Einzelsetting bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern als auch für Gruppen und insbesondere für Paare geeignet. Ein Tanztherapeut arbeitet wie ein Psychotherapeut, bezieht allerdings kreative und körperorientierte Vorgehensweisen mit ein. Detaillierte Beschreibungen von mir zu Konzepten der Tanz- und Ausdruckstherapie finden Sie hier.

Für vielfältigere Ansätze in der v.a. auf Verhaltenstherapie und Psychoanalyse reduzierten Psychotherapie-Landschaft in Deutschland sprechen sich mehr als 150 Professoren, innitiert im Herbt 2023 von Prof. Kriz, in einem Weckruf aus. Die Unterzeichnenden bemängeln, dass nicht oder zu wenig die Ergebnisse internationaler Psychotherapieforschung berücksichtigt werden. "Diese belegen die Relevanz eines bio-psycho-sozialen Verständnisses in der Psychopathologie und –therapie sowie die große Bedeutsamkeit von kontextuellen Zusammenhängen, menschlichen Lebenswelten und Sinnorientierung für  therapeutische Behandlung von psychischen Leidenszuständen."

Das tanztherapeutische Menschenbild basiert auf einer humanistisch-ganzheitlichen Vorstellung. Gesprächsführung erfolgt im Sinne von Rogers Gesprächspsychotherapie. Die gesunden Anteile, die Ressourcen und das individuelle Potential des Patienten stehen im Vordergrund. Tanztherapie fördert auch ästhetische und künstlerische Aspekte des Lebens. Ein zentrales Wirkungsprinzip der Tanztherapie ist die Förderung der Ich-Entwicklung in Halt gebender Atmosphäre, wie zum Beispiel bei dem von mir bevorzugten Ansatz nach  J. Kestenberg. Für eine praktische und theoretische Auseinandersetzung mit der Tanz- und Ausdruckstherapie Kestenbergs wurde mir 1996 der 1. Preis der Internationalen Gesellschaft für Kunst, Gestaltung und Therapie (IAACT) verliehen. Diese Arbeit wurde im Jahr 2015 vom Akademiker-Verlag als Buch veröffentlicht. Weitere Veröffentlichungen von mir zu diesem Thema unter Downloads.

Tanztherapie setzt an Selbst- und Fremdwahrnehmung an, u.z. über Gespräche, über den Körper und über Bewegungen. Dabei wird das Erleben im Hier und Jetzt betont und die spontanen Prozesse, die sich innerhalb der Therapie v.a. im Miteinander ereignen.

Charakteristisch ist die Auffassung, jeder Mensch sei ein Tänzer, weil er seinen Gedanken, Gefühlen und Willensimpulsen einen bewusst geformten Ausdruck verleihen kann. Schon in den ersten Lebensmonaten tanzt der Mensch, wenn auch mehr unbewusst. Zu diesem Ergebnis kommt die moderne Säuglingsforschung. Ohne Worte ist das Baby schon sehr früh als aktiver Partner durch Mimik und Gestik an der zwischenmenschlichen Kommunikation beteiligt. Später bringt der Erwachsene durch Bewegung mehr oder weniger bewusst seine eigene Geschichte zum Ausdruck. Der amerikanische Psychoanalytiker Daniel Stern spricht vom "Tanz der sozialen Interaktion" und von "falschen Schritten beim Tanz" in Bezug auf den zwischenmenschlichenDialog und dessen mögliche Störungen. Auch Ereignisse, die in späteren Lebensphasen stattgefunden haben, hinterlassen Spuren im Körper, die im Rahmen von TAT Ausdruck und Bearbeitung finden können.

Geschichte und Methodik

Die Tanztherapie entspringt dem am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entstandenen deutschen Ausdruckstanz und den nachfolgenden tanzpädagogischen Ansätzen. In den 40er und 50er Jahren legten mehrere Tänzerinnen und Tanzpädagoginnen (Marian Chase, Lilian Espenak, Mary Whitehouse, Trudi Schoop, Alma Hawkins, Blanche Evan) in den USA den Grundstein zur Tanztherapie. Ihre Arbeit wurde im Nachhinein durch psychologische Erklärungsmodelle ergänzt. Nachdem sich die Tanztherapie in den 70er Jahren an den amerikanischen Universitäten etablierte, veränderte sich ihr Selbstverständnis vom Status eines Heilhilfsberufes zu dem einer eigenständigen Methode der Psychotherapie.

Die Tanztherapie ist nicht nur Körpertherapie, sondern vielmehr Körperpsychotherapie, die sich durch spezielle Methoden auszeichnet. Dazu gehören unter anderem die Bewegungsanalyse (nach Laban oder Kestenberg) und der künstlerische Gestaltungsprozess.

Im Laufe eines tanztherapeutischen Prozesses können verschiedene Grundelemente der Bewegung erprobt werden, wie z.B. fließende und gehaltene oder leichte und kräftige, kleine und große Bewegungen. Auch können psychische Themen, wie z. B. Nähe-Distanz-Regulierung, Gleichgewicht, Umgang mit Gefühlen in Bewegung erfahren und bearbeitet werden. Die kreative Aktion des Patienten und die Beziehungsgestaltung zu Gruppenmitgliedern und zur Therapeutin stehen im Vordergrund des Geschehens. Verbale Reflexion ist ein Mittel zur Integration der Bewegungserfahrung in das Bewusstsein.

Die American Dance Therapy Association definiert Tanztherapie als "die psychotherapeutische Verwendung von Bewegung als Prozess, der die emotionale und physische Integration des Individuums zum Ziel hat."

Einige tanztherapeutische Modelle werden in Bezug auf ihren Umgang mit der Atmung hier vorgestellt.

 

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