Die Entwicklung der menschlichen Aufrichtekraft
Die Aufrichtung ist dem Menschen nicht angeboren, ist kein Instinkt, sondern sie muss von jedem Neugeborenen mühsam über Wochen und Monate erarbeitet werden und geht meist im Laufe von Alterungsprozessen auch wieder verloren. Der Mensch muss erst lernen, sich in das senkrechte Lot der Schwerkraft hineinzupassen. Bis das Kind die Gleichgewichtshaltung erlernt hat und seine Wirbelsäule gehend durch den Raum tragen kann, ist ein Jahr vergangen.
Während des ersten Lebensjahres macht die Wirbelsäule in Abhängigkeit der Bewegungsmuster viele Wandlungen durch. Nach der Geburt ist die Wirbelsäule zunächst gestreckt und optimal fürs Liegen geformt. Mit dem Lernen des Kopfhebens entwickelt sich die Halslordose, mit den ersten Sitzversuchen eine grossbogige Kyphose, die im Krabbelalter wieder abflacht. Beim ersten Aufrichten kommt es dann zur Lordose im Lendenbereich. Erst beim Laufen lernen ist die Doppel-S-Form der WS komplett ausgebildet. Laut Rudolf Steiner ist es - nicht nur in dieser Entwicklungsphase - die geistige Kraft des Ich, die den Menschen aufrichtet.
Bis die Wirbelsäule in ihrer Länge ausgewachsen ist, ist das 3. Lebensjahrsiebt beendet und der Mensch ca. 21 Jahre alt. In der Zeit der Pubertät erfolgt sogar noch ein besonderer Wachstumsschub, was eine Besonderheit des Menschen ist. Im Laufe dieser Zeit hat der Mensch immer mehr Tatkraft, Durchsetzungsvermögen und das Vermögen sich aktiv mit seiner Umwelt auseinander zu setzen entwickelt.
Als Folge der Entwicklung im 3. Lebensjahrsiebt gilt die Wirbelsäule als die zentrale Achse der Persönlichkeit. Ihre Flexibilität zeigt die Möglichkeiten, die im Leben erreicht werden können. Je mehr sich die WS dehnen lasse, desto weiter werde unser Umfassungsvermögen. In körperlicher Hinsicht bedeutet Spannkraft Festigkeit und Flexibilität. In geistiger Hinsicht wäre damit die Fähigkeit beschrieben, auf die Forderungen des Alltags mit eigenem Einsatz zu reagieren.
Die Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule wiesen auf verschiedenen Zusammenhänge von Körper, Seele und Geist hin. Das Ich des Menschen als höchste schöfpersiche und transzendente Instanz richter den Menschen auf. Der Fluss der von der Gedankenbildetätigkeit abhängigen Lebenskräfte entlang der Wirbelsäule ermöglichen letztendlich die Leichtigkeit der Aufrichtung entgegen der Schwerkraft.
Weiteres zum Thema hier.