Ängste
Angst ist eine Reaktion auf die (soziale) Umwelt.
Sie ist eine ganz natürliche Reaktion des Menschen auf Gefahren. Um auf akute Bedrohungen zu reagieren und das Überleben zu sichern, ist Angst als Alarmsignal sinnvoll. Sie äußert sich sich im kognitiven und emotionalen Bereich als Einengung, im Verhalten als Flucht oder Vermeidung und auf körperlicher Ebene als Alarmreaktion im sympathischen Nervensystem mit Symptomen wie Herzrasen, Schwitzen, Zittern und/oder Atembeschleunigung.
Andererseits sind übertriebene oder lang andauernde Ängste, die mit den Signalängsten nichts mehr zu tun haben, Zeichen von Krankheit. Ängste treten als Ursache oder Begleiterscheinung bei den meisten körperlichen und psychischen Erkrankungen auf. In diesem Zusammenhang weisen sie meist auf zu starke Fremdbestimmungen oder zu viele äußere Reizungen/Einflüsse im Leben hin. Wenn die Ängste bewußt erlebt werden, können sie auch überwunden werden.
Es gibt jedoch psychische Erkrankungen, die auf einem eher unbewußten und dauerhaft erhöhten Angstpegel beruhen. Der Psychoanalytiker F. Riemann beschreibt vier Grundformen der Angst als Ursache für Zwänge, Depressionen, schizoide und histrionische Störungen. Zudem ist bekannt, dass auch Traumata, Suchterkrankungen und Psychosen mit erheblichen Angstgefühlen verbunden sind. Auf diese Erkrankungen gehe ich in gesonderten Kapiteln (siehe Menü) dieser Website ein.
Veröffentlichungen von mir zu diesem Thema unter Downloads
Im Folgenden geht es um die spezifischen Angsterkankungen, denen eine dauerhafte Fehlsteuerung des Angst-Stress-Reaktionssystems zugrunde liegt. Soziale Ängste, Angstanfälle, Panikattacken, Erwartungsängste (Angst vor der Angst) führen ohne Therapie oft zu monate-, jahre- oder sogar jahrzehntelang eingeschränkter Lebensqualität mit emotionalen Folgeproblemen, die sich auch in Arbeitsunfähigkeit ausweiten können.
Panikstörung
Die Panikstörung ist durch kurzzeitige, wiederkehrende, unerwartete und für den Betroffenen zunächst unerklärbare starke panische Angst gekennzeichnet. Dabei treten charakteristische Symptome wie Herzklopfen oder -rasen, Atemnot, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Erstickungsgefühle und Schwindel auf. Die Angst verrückt zu werden oder die Kontrolle in der Situation gänzlich zu verlieren, kann sich bis hin zur Todesangst steigern. In der Folge entwickeln sich ständiges gedankliches und emotionales Kreisen um die Angst in Form von Sorgen, Erwartungsängsten und vor allem Vermeidungsverhalten, was zu Beeinträchtigungen der sozialen Aktivitäten und des Beziehngslebens führen kann.
Agoraphobie (Platzangst)
Unter Agoraphobie versteht man die Angst vor oder das Vermeiden von Orten oder Situationen, z.B. Angst vor öffentlichen Plätzen, Menschenmengen, beim Anstellen in Warteschlangen, beim Reisen im Zug, Bus, Auto sowie beim Alleine sein außer Haus. Den Betroffenen erscheint auch die Flucht schwierig oder sie gehen von absoluter Hilflosigkeit und Mangel an Unterstützung in der Situation aus.
Soziale / spezifische Phobie
Als soziale Phobie werden anhaltende Angst- und Vermeidungsreaktionen, die sich bis zur Panikattacke steigern können, bezeichnet. Auslöser sind die tatsächliche oder befürchtete Konfrontation mit bestimmten Arten von sozialen und/oder Leistungssituationen. Typisch sind folgende Ängste: sich in Gegenwart Anderer zu äußern, vor Anderen zu sprechen, zu essen, zu schreiben, an Veranstaltungen, geselligen Kontakten, Prüfungen teilzunehmen.
Spezifische Phobien betreffen Tiere (Spinnen, Schlangen, Hunde, Ratten), Höhen, das Fliegen, zahnärztliche Behandlungen, enge Räume sowie den Anblick von Blut, Verletzungen oder Spritzen.
Generalisierte Angststörung
Die generalisierte Angststörung ist durch langandauernde - mindestens 6 Monate - unkontrollierbare exzessive Ängste und Anspannungsgefühle gekennzeichnet, die sich in der Regel auf eine Vielzahl von Lebensumständen, Situationen und gewöhnliche Probleme bezieht. Es gibt keine erkennbaren spezifischen Auslöser. Schlafstörungen, nervöse Anspannung, Reizbarkeit sind Ausdruck eines erhöhten Erregungsniveaus in Körper und Psyche. Die Angststörung beginnt meist langsam und schleichend und verstärkt sich in Belastungssituationen.